Entscheidungshilfen
Entscheidungshilfe zur ACTH-Nebennierenrindenachse
Die Tagesrhythmik mit hohen Werten am Morgen und niedrigen Werten abends und um Mitternacht ist etwa ab dem 2. Lebensjahr ausgebildet. Tagesrhythmisch werden ACTH, Cortisol und die androgenen Steroide (insbesondere Hydroxyprogesteron) sezerniert.
Das ACTH-/ Cortisol-Feedbacksystem ist auf Manipulation um Mitternacht am empfindlichsten.
Bei Verdacht auf Unterfunktion (z.B. Morbus Addison oder AGS) sollte die Blutentnahme am Morgen früh erfolgen, bei Verdacht auf Ueberfunktion hingegen eher abends oder nachts.
Eine gleichzeitige Bestimmung von ACTH und Cortisol kann einen Screening-Hinweis auf Ueber- oder Unterfunktion resp. ACTH-Abhängigkeit geben (das ACTH-/ Cortisol-System ist dem TSH-/ FT4/FT3-Feedback gut vergleichbar).
Die frühere Annahme, dass ACTH in der Präanalytik äusserst empfindlich sei, ist bei modernen Bestimmungsmethoden nicht mehr so kritisch. Um die Peptidasen aber zu hemmen, soll die Probe auf EDTA entnommen werden. Wenn die Probe für ACTH innert höchstens 24 Stunden im Labor eintrifft, kann EDTA-Vollblut verschickt werden.
ACTH ist bis zu einer unteren Grenze von etwa 5 ng/l nachweisbar. Ein unmessbar tiefer Wert kann durchaus physiologisch sein (bei gleichzeitig normaler Cortisol-Konzentration). Im Stress steigt ACTH rasch an. Ein Morgen ACTH-Wert unter 20 ng/l liegt im Normbereich.
Es ist zu beachten, dass im allgemeinen ACTH nur zusammen mit Cortisol beurteilt werden kann. Die Halbwertszeit des ACTH in der Zirkulation mißt wenige Minuten, während Cortisol viel länger in der Zirkulation bleibt. Zu beachten ist aber auch hier, dass die Cortisol-Halbwertszeit in der Zirkulation viel kürzer ist als dessen biologische Wirkung (unmessbar tiefe Cortisol-Werte am Morgen bei Substitution sind also nicht pathologisch).